Kapitel 10: Verwicklung
Gemein
Agnes setzte sich auf ihren Platz. Noemi betrat die Klasse und ignorierte sie, seufzte bloß und zog wie auf Knopfdruck die Aufmerksamkeit auf sich.
„Agnes, willst du dich nicht zu uns setzen? Gleich ist eh Gruppenarbeit angesagt, dann kann ich dir schonmal zeigen, was wir gemacht haben,“ schlug Silvia vor, und hielt ihr eine halb geschmolzene Schokoladentafel hin. „Auch was?“ Agnes schüttelte den Kopf und raffte ihre Sachen zusammen. „Ist neben dir Platz?“ fragte sie, stand auf und wollte sich gerade setzen, da sprang Noemi auf und besetzte den Stuhl. „Nee, hier sitz ich jetzt,“ verkündete sie. „Du kannst auf meinen Platz!“
Agnes drehte sich um und setzte sich auf Noemis alten Platz.
„Aber mach nichts dreckig, sonst wein ich!“ Dann drehte sie sich herum und Agnes saß wieder allein, diesmal noch eine Reihe weiter hinten.
Plan
„Was sollte das?“ raunte Kai. „Sie hat dir doch nichts getan,“ und er nickte in Agnes Richtung. „Du bist ein richtiges Ekel heute..“
Noemi schwieg betreten. Sie hatte sie nicht ausschließen wollen. Aber das zugeben… da wäre ja ihr Ansehen zerstört. Also musste sie weitermachen. Agnes weinte nicht und sah nicht traurig aus. Wahrscheinlich hatte sie gar nicht neben Silvia gewollt.
„Ach ja, Noemi? Du musst zu Herrn Dr. Breitner. Agnes übrigens auch,“ ereiferte sich Silvia. Er war eben hier, und hat dich in der Pause wohl nicht gefunden, weil er -!“
„Ja, weshalb wohl? Denk mal nach, der hasst mich, da versteck ich mich lieber!“ Dumme Kuh. Die hatte kein Gehirn, die hatte Schokolade. Und Schokolade kann nunmal nicht mitdenken.
„Dann geh ich mal besser,“ und sie stand auf und verließ den Klassenraum. Zwei Sekunden später hüpfte sie zurück, sah sich um und lief zu Agnes. „Du auch. Jetzt komm. Wenn du da bist, schreit er sicher nicht.“
Es war ein bombensicherer Plan. Der Breitner würde so begeistert von Agnes sein, dass er Noemi darüber vergaß. Sie war ja so genial… niemand konnte ihr das Wasser reichen.
Auf dem Weg eine Erpressung
Agnes lief still neben Noemi her, die ihrerseits, die Hände in den Taschen ihrer (Agnes vermutete, dass es eigentlich Kais war) Jacke vergraben, und wippte von einem Schritt in den Nächsten.
„War nicht so gemeint, okay? Ich will nicht, dass du das dem Breitner petzt,“ brummte sie. Agnes schüttelte mit dem Kopf. „Ich petz schon nicht. Hab ich nicht nötig,“ meinte sie gleichgültig. „Ich will den Wettbewerb eh nicht mitmachen, weißt du..“
„… du MUSST! Schlechte Nachrichten bringen ihn bloß in schlechte Stimmung, und dann… muss ich darunter leiden, weil er mich nicht mag, obwohl ich mir nichts zu Schulden lassen gekommen haben… wollen….“ Noemi schniefte.
„Du hast dir nichts zu Schulden kommen lassen? Hmm… ist er echt so unfair?“
„Klugscheißer. Mein Satz war besser,“ erklärte Noemi trotzig. Sie blieb abrupt stehen. „Es geht los. Wehe, du sagst ein falsches Wort!“ warnte Noemi sie.
Agnes lachte. „Und wieso sollte ich mir von dir sagen lassen, was ich zu tun habe?“
„Gib mir mal deine Hand,“ orderte Noemi, und drückte auf ihrem Handy herum. Agnes streckte die Hand aus, und ehe sie es sich versah, hatte sie Noemis (die einen besonders erregten Ausdruck auf ihr Gsesicht gezaubert hatte) Brust in der Hand. Es klickte. „Weil ich das sonst allen Menschen in dieser Schule zeige. Und ich stells bei Schülervz rein, kapiert?“
Noemi schubste sie. „Jetzt geh schon rein, los!“
Agnes klopfte und betrat Herrn Dr. Breitners Büro. Ihre Wangen waren feuerrot und ihr Herz klopfte. Was fiel Noemi eigentlich ein?
Versehen
Noemi betete. Sie tat das nicht oft, aber vielleicht half es ja. „Bitte, mach, dass Agnes das macht, was ich will…“ Und dann drückte sie versehentlich auf „Senden“. Und im Büro von Herrn Dr. Breitner klingelte ein Handy.
Das Team von gorizi.de bedankt sich ganz herzlich bei Honigfee für die schöne Geschichte.
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