Grelles Pink trifft schwarzes Grau – Kapitel 12

Kapitel 11: Entschuldigung?!

Schuhe kaufen

Kai ließ sich auch den ganzen Tag nicht erweichen, seine Meinung zu ändern. „Du hast ihr ganz schön was eingbrockt. Wenn du kein Problem damit hast, dass deine Mutter denkt du seist lesbisch, dann ist das eine Sache, aber Agnes sieht das vielleicht anders.“ Er hatte sich nach beiden Seiten umgesehen und dann erstickt geflüstert: „Ihre Mutter ist total katholisch, ein Bekannter von mir leistet seine Sozialstunden in der Obdachlosenbetreung ab, und die arbeitet da, mit dem Pfarrer zusammen!“
Verschwörerisch hatte Noemi gegrinst. „Na, Katholiken machen doch Einen auf Verständnis. Da tut so n bisschen moderne Action doch ganz gut, oder?“
Aber Kai hatte den Kopf geschüttelt und sich abgewendet.
Jetzt saß sie hier, und wusste weder aus noch ein. Niemand sah sich nach ihr um. Und sie wusste, was sie tun musste: Schuhe kaufen.

Auslandsaufenthalt

Sie sah auf ihren Stundenplan. Sport. War eh nicht so ihr Fach, also räusperte sie sich, stellt all ihre Glieder auf „Leid“ ein, und schlurfte ins Sekreteriat. „Kann ich bitte nach Hause? Meine Mama ist aber nicht da, sie ist… im Ausland. Nicht erreichbar,“ fügte sie schnell hinzu. Die Sekretärin sah streng über ihre Brille. „So sehr im Ausland wie letzte Woche? Schöne Grüße, sie ist zurück und war auf dem Markt einkaufen, Liebes,“ sagte sie ausdruckslos. „Bitte, es ist wichtig!“ Noemi setzte alles auf eine Karte. „Und es ist doch nur Sport… sie können das doch sicher verstehen, sie haben doch bestimmt auch nicht gerne Sport gemacht…“ Sie machte ganz große Augen und schlug die Wimpern so sehr, dass die Sekretärin nicht widerstehen konnte. Es entstand eine fürchterliche Pause, in der es so eisig still wurde, dass Noemi Gänsehaut bekam. „Ich war Ringerin,“ knurrte die Sekretärin. „Und ich halte nichts vom Sport Schwänzen, also mach jetzt, dass du hier rauskommst, sonst hole ich deinen Klassenlehrer,“ drohte sie. Und Noemi verschwand. Was blieb ihr auch anderes übig? Mussten die Schuhe halt warten, war ja nur eine Stunde.

Umkleide

Agnes war noch immer schlecht, als sie sich in der Kabine umzog. Es roch muffig und nach Schweiß und Deo, und ihr wurde richtig schwindelig davon. „Völkerball! Wer ist gegen Völkerball?“ rief Noemi, als sie den Raum betrat. Aber anders als sonst scharten sich nicht sofort alle um sie, was sie eben so zu verblüffen schien wie Agnes.
„Nur, weil du einmal im Leben hier auftauchst? Vergiss es, wir haben jetzt Selbstverteidigung und dabei bleibts auch, okay? Find dich damit ab,“ fauchte ein Agnes unbekanntes Mädchen, kräftig unterstützt von Silvias heftigem Nicken.
Noemi setzte sich hin und seufzte. Und so saß sie auch noch, als alle außer den beiden bereits in der Halle waren.
Agnes wollte etwas sagen, aber irgendwas hielt sie davon ab. Sie hatte Angst, dass Noemi sie wieder so anfauchen würde.
„Ey, tut mir leid,“ brummte Noemi schließlich, der die Stille auch unangenehm war. „War ein Versehen. Echt,“ beteuerte sie, aber Agnes fragender Blick ließ sie schon vermuten, dass diese ihr nicht glaubte.
„Ich hab seine Nummer jetzt auch gelöscht. Ich hatte sie, weil wir ihn mal bei so ’ner Homo-Singleseite angemeldet haben, Kai hat ihn abgelenkt, und ich hab sein Handy geklaut und damit meins angeklingelt. Und ihn unter „Arsch“ eingespeichert. War dämlich. Merk‘ ich selbst,“ sie spielte mit der gerüschten Krempe ihres Rockes.
Ich will nicht, dass du Stress machst deswegen, okay?“ fragte sie. Eigentlich war es keine Frage, sondern mehr eine Aufforderung.


Das Team von gorizi.de bedankt sich ganz herzlich bei Honigfee für die schöne Geschichte.

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