Grelles Pink trifft schwarzes Grau – Kapitel 15

Fortsetzungsgeschichte

Noemi Berens lebt ihr Leben, wie sie es möchte. In der
Schule schläft sie, nachts probt sie mir ihrer Band und am Wochenende treibt sie sich auf Festivals herum. Ihre Mutter ist verzweifelt, aber Noemi mag ihr Leben. Sie ist beliebt, hat immer Spaß und will später nicht studieren.

Dann kommt Agnes Wendt neu in die Klasse, die mit ihrem
streng katholischen Glauben nicht auf Gegenliebe trifft…

Kapitel 15: Es ist raus

Neue Liebe

Nachdem Noemi keinerlei Anstalten machte, ihn loszulassen, drückte er sie sanft, aber bestimmt, von sich weg. „Süße, das geht nicht. Es haben sich… gewisse Dinge ergeben, weißt du. Deshalb wär es besser, wenn du erst einmal zurück zu deiner Mutter gehen würdest…“ Noemi verstand nicht, worum es ging. Sie musterte ihren besten Freund, sah seinen flehenden Blick, seine ineinander vernoteten Hände, die zerrissenen Chucks. „Wieso denn?“, weinte sie, und senkte den Blick. Sie wirkte noch kleiner als sonst. „Ich bin auch ganz leise?“ versuchte sie es. Kai schwieg. Was sollte er auch sagen? Sie würde sich ohnehin nicht umstimmen lassen. „Also ist das abgemacht, ja?“ Schon hüpfte sie wieder von ihm weg. „Ich geh Schuhe kaufen!“, kündigte sie an.

„Warte, Noemi“, bat Kai. Es war wirklich nicht leicht. Und er hatte Angst, sie zu verlieren. „Noemi, ich hab mich verliebt.“ Noemi stoppte, drehte sich aber nicht zu ihm um. „Achso. Okay“, sagte sie, und nur an ihrem bebenden Oberkörper sah er, dass sie weint. „Ich muss jetzt wirklich los. Schuhe kaufen, weißt du. Die warten nicht auf mich“, und mit diesen Worten lief sie davon. Kai hätte sie leicht einholen können; aber er hatte das Gefühl, dass er nicht der richtige war, um sie zu trösten.

Frauenlos

Agnes war voller Tatendrang. Am liebsten hätte sie ihrem Philosophielehrer sofort den Aufsatz gezeigt. Aber zunächst musste sie nach Hause, um ihren kleinen Bruder zu seiner Schwimmgruppe zu begleiten. Sie summte fröhlich vor sich hin, bis sich, kaum, dass sie die Tür aufgemacht hatte, all ihre Hoffnungen zerschlugen: „Guten Tag, Fräulein Agnes“, grüßte Herr Dr. Breitner, nicht ohne ein fieses Grinsen aufzusetzen. „Ich habe Ihre Mutter gerade über ihre… ’schulischen Aktivitäten‘ aufgeklärt“, verkündete er. Ihre Mutter saß auf dem Stuhl, der Pfarrer hielt ihre Hand und fächerte ihr Luft zu. „Ich danke Ihnen, dass sie in dieser… Angelegenheit zu uns gekommen sind. Wir kriegen das wieder hin“, versicherte er, und bedeutete unmissverständlich, dass Herr Dr. Breitner nun überflüssig war. Der verstand, empfahl sich und verließ den Raum.

Agnes setzte sich wortlos an den Tisch. „Wir beide denken, es ist das beste für dich, wenn du auf eine andere Schule gehst“, sagte der Pfarrer. Wir beide denken. Der hatte sie nicht alle. Er war nicht ihr Vater.

„Außerdem haben wir dich in Zukunft mit Maximilian zur Bibelstunde eingeteilt. Du solltest dich von Mädchen in Zukunft besser fernhalten“, erklärte er. Wieder ein Befehl. Agnes hasste ihn. Nur, weil er jetzt trocken war, meinte er wohl, er sei der Oberchamp! „Ja, natürlich“, seufzte sie. In diesem Moment stürzte Martin auf sie zu, der bereits seine froschgrüne Schwimmtasche gepackt hatte. „Heute mache ich auch nicht Pipi im Becken!“, rief er, und zog an Agnes‘ Leinenhose, bis sie, ohne einen weiteren Ton von sich zu geben, mit ihm in ihr Zimmer ging und ihre Sachen packte.


Das Team von gorizi.de bedankt sich ganz herzlich bei Honigfee für die schöne Geschichte.

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